Adiro

Dienstag, 20. August 2013

Barebacking, wiederentdeckter Trend beim Sex


Trotz anhaltender HIV-Problematik wird in Pornofilmen und bei Sexpartys wieder verstärkt ungeschützter Sex praktiziert. Ursachen, Gefahren und sonstige Infos.

Die Pornoindustrie boomt, nicht nur im heterosexuellen Bereich, sondern auch, wenn es um schwule Pornos geht. Trotz HIV und Aids ist aber in den letzten Jahren eine verstärkte Nachfrage nach so genannten Barebacking-Filmen zu verzeichnen.

Was ist Bareback?

Barebacking kommt aus dem englischen Sprachgebrauch und heißt soviel wie „Reiten ohne Sattel“ beziehungsweise wörtlich übersetzt „nackter Rücken“. Vor dem Aufflammen der Aids-Problematik in den frühen Achtziger Jahren war der ungeschützte Geschlechtsverkehr die durchweg gängige Art, miteinander sexuell zu verkehren, nicht nur bei Homosexuellen, sondern auch in heterosexuellen Partnerschaften.

Barebacking-Filme finden immer mehr Anhänger

Wenn in Pornofilmen die Darsteller miteinander sexuell verkehren, tun sie dies normalerweise, indem sie „Safer Sex“ praktizieren, das heißt sie benutzen Kondome und versuchen auf diese Weise die Gefahr von Infektionen mit Geschlechtskrankheiten zu verhindern beziehungsweise wenigstens zu minimieren. Dies war bisher sowohl in Heteropornofilmen, als auch in Schwulenpornos gängige Praxis, vor allem auf dem Hintergrund sehr häufig wechselnder Partner während der Dreharbeiten und dem damit verbundenen Risiko, sich auch mit HIV zu infizieren. Als weitere Absicherung lassen alle Darsteller in regelmäßigen Abständen HIV-Tests machen. In Bareback-Filmen hingegen werden keine Kondome benutzt. Solche Filme werden nicht nur von schwulen Filmemachern produziert, sondern auch von Produktionsfirmen, die sich auf heterosexuelle Pornofilme spezialisiert haben.

Trotz HIV-Risiko steigt die Nachfrage nach Barebacking-Produktionen

Erstaunlicherweise kommt der Impuls, solche Filme zu produzieren, nicht von den herstellenden Firmen, sondern wird von den Kunden ausgesandt, die verstärkt nach ihnen fragen. Die Pornoindustrie hat lediglich auf diesen Impuls reagiert. Gerade in den letzten Jahren sind neue Labels entstanden, die sich auf Barebacking-Produktionen konzentrieren. Vor allem Firmen aus osteuropäischen Ländern werfen jedes Jahr unzählige Filme auf den Markt. Aber auch aus den USA landen Filme mit unsafen Sexualpraktiken in den Regalen der Videotheken und in den Online-Shops. Auch wenn die Produktionsfirmen betonen, dass sie alles erdenkliche für die Sicherheit ihrer Darsteller tun, darf gesagt sein, dass diese trotzdem einem extremen Risiko ausgesetzt sind, sich mit übertragbaren Geschlechtskrankheiten bis hin zu Aids beim Dreh zu infizieren.

Barebacking-Partys haben Hochkonjunktur

Neben Barebacking-Filmen gibt es aber einen weiteren Trend, sexuell unsafe miteinander zu verkehren: Barebacking-Partys. Auf solchen (meist schwulen) Sex-Partys treffen sich Gruppen von Männern, die einander sehr oft nicht kennen und praktizieren ungeschützten Sex. Nicht selten nehmen an solchen Veranstaltungen auch HIV-Positive Männer teil, die sich „Giftgiver“ (Schenkende) nennen. Aber auch so genannte „Bugchaser“ (Virenjäger) sind auf solchen Partys zu finden. Diese legen es ganz bewusst darauf an, sich zu infizieren, weil sie von der Unausweichlichkeit einer Infektion ausgehen.

Der Trend zu Barebacking hat zahlreiche Gründe

Verschiedene Studien haben versucht zu ergründen, warum Barebacking einen solch regen Zulauf hat. Dabei wurde deutlich, dass sich der größte Teil der Befragten ganz bewusst für diese Art des sexuellen Kontaktes entschieden hat. So wurden als Gründe unter anderem genannt:
  • die grundsätzliche Ablehnung der Verwendung von Kondomen
  • dass keine Notwendigkeit für Safer Sex besteht, wenn beide Partner bereits HIV-positiv sind
  • dass zwei HIV-negative Partner noch keinen Safer Sex praktizieren müssen
  • latente Homophobie gegen die eigene Person beziehungsweise andere Personen
  • die Überzeugung, dass Kondome eine tiefe, erregende Erfahrung eher behindern
  • die nicht gewollte Auseinandersetzung mit der HIV-Problematik
Der neu entstandene Trend zu Barebacking macht deutlich, dass es unbedingt notwendig ist, weiterhin und sogar verstärkt über die Risiken unsafer Sexpraktiken aufzuklären und Präventionsarbeit zu leisten.

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